Rezension: "Niemand weiß, wie spät es ist" von René Freund

Spätestens nach Beenden des Romans - "Liebe unter Fischen" - (den ich übrigens sehr schätze und unheimlich gern gelesen habe) ist René Freund für mich aus der deutschsprachigen Gegenwartslitertur nicht mehr wegzudenken. Ganz im Gegenteil: Sein unbändiger Humor, seine Leidenschaft zur detaillierten Personen-Charakterisierung und der unverwechselbare, warmherzige Sound seiner Dialoge, sind für mich Grund genug, ihn als eine der stärksten Stimmen im Genre einzustufen. Die Tatsache, dass René Freund auch noch an einem Valentinstag geboren wurde, und darauf möglicherweise die Liebe zum Genre zurückzuführen ist, setzt dem Ganzen noch die Krone auf! 👌😂

 

"...Mein Taufpate, der Dramatiker Fritz Hochwälder, gab in der offiziellen Urkunde als seine Konfession „Schriftsteller“ an. Das muss irgendwie auf mich abgefärbt haben." 😂😂👏 (http://www.renefreund.net/wordpress/?page_id=142)

 

Außerdem können sich die Kritiken der Leser und Leserinnen, sowie die der namhaften Pressestellen mehr als sehen lassen:

 

„René Freund bietet in seinem neuen Roman Unterhaltung, Trost und raffinierte Kritik an den Leitideen unserer Zeit.“ (Peter Jungwirth, Wiener Zeitung, 30.07.16)

 

„Dem Autor gelingt es, existenzielle Themen mit bewährten Erzählstrategien des gehobenen Unterhaltungsromans zu verbinden. René Freund erweist sich wieder einmal als tiefsinniger Menschenfreund mit komödiantischem Goldhändchen." (Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten, 19.08.16)

 

"Äußerst humorvoll-lakonisch hat René Freund diese alpine Komödie verfasst, die immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet. Ein eigenwilliger Lesespaß, der leider nur knapp 200 Seiten zählt." (Britta Helmbold, Ruhr-Nachrichten, 28.01.13)

 

"Eine vergnügliche, leicht zu lesende Screwball-Komödie, mit rasanten Dialogen und zahlreichen Pointen.“ (Claudia Gschweitl, Ö1 ex libris, 02.02.13)

 

"Immer wieder schlägt die Geschichte überraschende Haken, spielt lustvoll mit Alm- und Berlin-Klischees und stellt ganz leicht schwere Fragen; nach dem richtigen Leben, echter Liebe und Identität."

(Claudio Campagna, NDR Kultur, 14.2.2013)

 

"Niveauvolles Lesevergnügen, intelligenter Humor, und der aufmerksame Leser wird auch einige kluge Sätze mitnehmen." (Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten, 16.04.13)

 

Zum Buch:

 

Der Aufhänger/Plot des Buches, den letzten Willen des verstorbenen Vaters Folge leisten zu müssen, um an die Erbschaft und die damit verbundenen Vermögenswerte ranzukommen, klingt vorneweg schon mal ganz nachvollziehbar. Die in zweiter Instanz erweiterte Auflage, seine Asche an einem bestimmten Ort ausstreuen zu müssen, klingt schon ein klein wenig abstruser. Wenn ich euch jetzt noch sagen würde, dass der besagten Erbin, ein notarieller Anstandswauwau zur Seite gestellt wird, der jeden ihrer Schritte genau beobachtet und mit ihr gemeinsam den kuriosen-finalen Akt zu erledigen versucht,...was würdet ihr dann möglicherweise denken?

 

- Die Story klappt doch niemals?!

 

Zwei kurze Grundregeln:

  1. UNTERSCHÄTZE NIEMALS DIESEN AUTOR!
  2. LASS DICH AUF DIE STORY EIN!

Obwohl die Anfangsszenarie - zugegebenermaßen - vielleicht ein klein wenig kitschig klingt, so ist sie in keinster Weise Hinweisgeber/Indiz dafür, wie sich der nachstehende Handlungsverlauf der Story entwickeln könnte.

Auch bei "Niemand weiß, wie spät es ist" - ist wie bei seinen Vorgängern - deutlich zu spüren, dass dem Autor seine Protagonisten wirklich am Herz liegen, schließlich widmet er ihnen einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit, formt sie, gibt ihnen leichten, nicht zu detailverliebten Background und versteht es hervorragend, sie in einer Szene zu platzieren. Dass er dies auch noch mit einer kräftigen Portion unterschwelligem Humor tut, auf den Slapstick und die zynischen Dialoge nicht vergisst, zeigt ganz klar, welche schriftstellerischen Qualitäten hier am Werk sind.

Die Geschichte ist nicht nur 100%ig unterhaltsam, sie ist zudem klug konzipiert, nimmt sehr häufig Rücksicht auf die handelnden Figuren und gibt ihnen außerdem die Möglichkeit, sich ständig weiterzuentwickeln.

Außerdem klappt's mit dem Satzaufbau, der Wortwahl, der Satzstellung,...der einheitliche/handschriftliche Stil ist da, die Dialoge funktionieren,...u.s.w.

Ich würde sagen, es herrscht eine friedliche Koexestenz zwischen allen beteiligten Elementen und Personen.

 

Fazit:

 

Obwohl der Plot/Einstieg der Geschichte etwas konstruiert wirkt und die "Lovestory" aufgrund der platonischen Beziehung der Protagonisten ein klein wenig in Mitleidenschaft gezogen wird, weiß René Freund trotzdem damit umzugehen und schafft es, - was ich im übrigen sehr faszinierend finde -, seinem Handlungsverlauf, Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit mitzugeben. Um die Entwicklungen der Protagonisten muss sich der Autor keine Sorgen machen, schließlich charakterisieren sich die Figuren durch die Vielzahl an Dialogen selbst.

Alles in allem: Empfehlenswert!

Zsolnay und Deuticke

 

Inhaltsangabe:

 

Nora hat ihren Vater verloren. Das wäre schon schlimm genug, doch dann erfährt sie seinen letzten Willen. Sie muss Paris und ihr schönes Leben in Frankreich verlassen, um mit der Asche ihres Vaters im Handgepäck und einem pedantischen jungen Notariatsgehilfen, der ihr täglich das nächste Etappenziel mitteilt, eine Wanderung zu unternehmen – durch Österreich, ein Land, das sie kaum kennt. Nora, die lebenslustige Chaotin, und Bernhard, der strenge Asket, folgen zwischen Regengüssen, Wortgefechten und allmählicher Annäherung einem Plan, der ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Ein Roman über Liebe und Freundschaft und über eine ungewöhnliche Reise mit überraschendem Ziel.

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