Rezension: "Die weiße Stadt" von Karolina Ramqvist

Obwohl ich euch keinesfalls mit meinem kompletten Adjektive-Repartoir bedrohen möchte, so beschreiben sie immernoch am besten - kurz und prägnant (😂😉) -, welches Innenleben den Leser/die Leserin erwarten wird. Also, Ramqvists Roman in drei Worten: bedacht, verschachtelt, poetisch.

 

Der Dagens Nyheter, eine überregionale schwedische Tageszeitung, die seit 1864 in Stockholm herausgegeben wird (das habe ich natürlich selbst gewusst, ohne dafür Wikipedia habe bemühen zu müssen,...ist doch klar!😂🙈), hat für diesen im deutschsprachigen Raum erstveröffentlichten "Schwedenkrimi", folgende Lobeshymne übrig:

 

"Es ist lange her, dass ich einen sprachlich so herausragenden Roman gelesen habe.“ 

 

Ramqvists skandinavische Schönheit, "Die weiße Stadt", sieht nicht nur unverschämt gut aus, auch inhaltlich macht die - leider etwas kurz geratene - Geschichte eine ganz ambitionierte Figur. Die Autorin legt nämlich von Beginn an großen Wert auf Stilsicherheit und bleibt bis zum Ende hin ihrer leicht romantischen Schreibader treu. Selbst die unerfreulichste, trostloseste Szene, wirkt durch ihre gezielte Wortwahl, bzw. durch den bedachten Satzaufbau, relativ harmlos. Das mag zwar hin und wieder etwas eintönig wirken, und der Unterhaltung/Spannung einen kleinen Dämpfer verpassen, macht aber hintenraus kleinere Probleme als gedacht, sofern man die anfängliche Eingewöhnungsphase erst einmal überwunden hat.

 

Fazit:

 

Obwohl ich mir ehrlicherweise zu Beginn ein wenig schwergetan habe in die Konzeption des Romans hineinzufinden, bin ich im Nachhinein umso glücklicher, dass Ramqvist keineswegs von ihrem eigenwilligen Stil abgewichen ist. Das bekommt man in der Branche eh kaum noch zu Gesicht. Zwar war für mich der häufige Einsatz von Schachtelsätzen etwas zu viel des Guten, fügt der Romanqualität aber keinerlei Schaden zu. Aufgrund der Eigenart des Romans gibt's daher nur eine bedingte Empfehlung.

 

Inhaltsangabe:

 

Das große Haus steht einsam und kalt an einem See, umgeben von Schnee und Frost. Die kugelsicheren Fenster sind voller Eisblumen. Drinnen sitzt Karin auf einem verdreckten Sofa. Das Telefon ist abgestellt. Die Heizung funktioniert nicht mehr. Karin hat sich verändert. Früher war sie die Gangsterkönigin und Johns höchste Errungenschaft. Alle haben sie bewundert, alle wollten sein wie sie. Jetzt ist John tot, und sie hat eine Tochter, der sie sich mal nah und mal fern fühlt, die sie buchstäblich aussaugt und völlig auf sie angewiesen ist. Karin ist einsam und taub vor Trauer. Alles, was sie weiß, ist, dass sie ihr Kind beschützen muss. Und so beschließt sie, sich zu nehmen, was ihr zusteht. Mit Johns alten Waffen, seinem Auto und ihrer Freundin Therese macht sie sich auf den Weg, die Kontrolle über ihr Leben zurückzuerobern.

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