Der Moment, wenn die Ästhetik, die Intensität und die Emotionalität eines Buchtitels dich vollständig aus dem Konzept bringt, positiv überfordert,...dich schlussendlich übermannt. Ernsthaft: Ich habe mich bereits mit vielen Geschichten auseinandersetzen dürfen, habe eine Vielzahl an qualitative/quantitative Stoffe analyisiert, kritisiert, und stets zwei wachsame Augen auf die Charakterentwicklungen, die Dialoggestaltungen und die Stilführungen geworfen. Zumeist expressiv, theatralisch, aber durchaus auch pragmatisch.
Jetzt kommen wir zum springenden Punkt:
Eine derart impulsive und kontextfreie Darstellung (optisch, wie inhaltlich!) eines Sci-Fi-/Dystopie-Auftaktes habe ich - bis dato - noch nicht erleben dürfen. Die Erklärung dieser Aussage scheint relativ simpel zu sein: Wir haben es hier mit einem gewaltigen - zu Oberst, in visueller Hinsicht -, einprägsamen Monstrum zu tun, das a) eine aufgrund der Größenordnung verdammt einschüchternde Wirkung entfaltet, b) in der absonderlichen Kombination zwischen Handlung und Illustrationen einzigartig erscheint, und c) enorm viel Gefühl für Settingaufbau, Szenenbild und Atmosphäre übrig hat.
Und während ich diese - etwas hochtrabenden - Zeilen aufschreibe, denke ich: „Wie aufwändig muss das Kozeptionsprogramm dieser Graphic Novel gewesen sein? Welch intensives Leseerlebnis wurde hier mithilfe der visuellen Darbietungen geschaffen? Was darf man sich eigentlich noch von der Fortsetzung ‚Things from the Flood’ erwarten?“
Ganz unverblümt ausgedrückt:
WAS IST DAS DENN BITTESCHÖN FÜR EIN ABGEFAHRENES, GEILES BUCH?!
Mal abgesehen von den hervorragenden, prägnanten Short-Stories-Elementen, machen die „Illustrationen“ einen extrem hochwertigen Eindruck. Sie unterscheiden sich vom Massengeschäft nicht nur aufgrund der hochwertigen Qualität, sondern unterstützen auch die Gestaltung der Atmosphäre bestens, wirken beinahe wie ein plakatives, expressionistisches Gemälde, lenkt aber dennoch nicht von den Textpassagen ab. Eine rundum gelungene Angelegenheit würde ich meinen.
Faktum: Was Simon Stålenhag mit „Tales from the Loop“ gelungen ist, übersteigt ganz klar die Normen einer Mixtur aus bildhafter Darstellung von Textinhalten (Illustrationen) und innovativem, modernen Storytelling. Es handelt sich viel mehr um ein pathetisches Gesamtkunstwerk, das von kurzen Handlungspassagen umrahmt wird.
Stålenhag tritt sozusagen als malerischer Artdirector in Erscheinung, der seine Bilder mit dem bestmöglichen Feingefühl für Atmosphäre kreiert hat und nebenbei auch noch ein völlig neues (Sub-)Genre eröffnet hat.
Ich hätte die Rezension auch deutlich verkürzen, sämtliche Infos streichen und direkt zum Wesentlichen kommen können, das da lautet: Wenn ihr auch nur einen Funken für dieses (Sub-)Genre übrig habt, dann nehmt eure Füße in die Hand, rennt so schnell ihr könnt in die Lieblingsbuchhandlung ums Eck und kauft dieses grenzgeniale Stück Literatur!
Inhaltsangabe:
Das Original zur Amazon-Prime-Serie: Simon Stålenhags Bilder wecken Erinnerungen an eine futuristische Vergangenheit, die wir nie hatten.
Der Loop: ein unterirdisches Forschungslabor für Experimentalphysik. Ein Wunder der modernen Technik, der Stolz der schwedischen Regierung in den 80er Jahren.
Doch oberhalb des Loops leben die Familien der Physiker und Techniker. Hier spielen die Kinder im Schatten von Kühltürmen, klettern in ausrangierte Echokugeln und finden merkwürdige Roboter.
Und es gibt Gerüchte … Gerüchte über die unheimlichen Dinge, die der stärkste Teilchenbeschleuniger der Welt aus einer anderen Dimension zu uns geholt hat.
»Ein stiller Krieg zwischen parallelen Welten.« (The Guardian)
»Wenn Sie noch ein Geschenk für den Geek in Ihrer Familie brauchen, greifen Sie zu diesem Buch. Er wird Sie in alle Ewigkeit lieben.« (National Public Radio)
Für Leser*innen von Daniel Suarez, Ernest Cline, Adrian Tchaikovsky, Alan Moore und Fans von »Stranger Things« und »Dark«.
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